Die Uhr im Kirchle
Drei Gewichte, die die Zeit bewegen: Eines für den Pendel, und das Fortschreiten der Uhrzeit, eines für die Viertelstunden, eines für die vollen Stunden.
Jeden Tag heben und senken sie sich um 4 Meter. Jeden Tag laufen die Drähte, an denen sie hängen aus der Uhr durch die Decke über die Rollen und zurück.
Mit der Kurbel wird sie aufgezogen, die mechanische Kirchenuhr in der Kirche in Hohenklingen, jeden Tag, seit über 105 Jahren. 24 Umdrehungen braucht sie, eine für jede Stunde, manchmal auch etwas mehr. Pro Gewicht. Und manchmal braucht auch die Uhrzeit einen kleinen „Schucker“, so 3 bis 6 Minuten pro Tag, denn das ist die Abweichung der Zeit in 24 Stunden, die die Uhr je nach Temperatur auf dem Dachboden des Kirchles hat.
Besucher
Man begegnet so allerhand Besucher beim Aufziehen der Uhr am Abend, man ist nie allein dort oben.
Fledermäuse können aufgeschreckt werden (genauso wie der Aufziehende), oder ein Kautz rührt sich im extra dafür montierten Nistkasten, während der Nachwuchs nach Futter piepst.
Der Turmfalke, der sein Nest sicher auf dem Fenstersims in der Uhrenkammer hinter dem Gitter eingerichtet hat flüchtet erschrocken beim Öffnen der alten einfachen Holztüre und lässt seine noch etwas zerzausten Jungfalken zurück. Beobachten kann man ihn nur durch die Ritzen der Bretterwand vor dem Eintritt zur Uhr.
Durch das ruhige Ticken der Uhr, synchronisiert durch den Pendel unter dem Uhrenkasten lässt er sich nicht stören.
Die mechanische Uhr
Jedes Ticken bedeutet eine Bewegung des Zahnkranzes und das Fortschreiten einer Sekunde, die kleinste Einheit der Mechanik aus vielen Zahnrädern, Hebeln, Federn und dem Ziffernblatt, dem Ebenbild der Turmuhr im Inneren der Uhr. Beide sind verbunden über ein mechanisches Gestänge. Stellt man darüber die Zeiger im Inneren so bewegt sich auch die Turmuhr.
Handbetrieb
Spätestens alle 26 Stunden kümmern sich die 4 Familien vor Ort um die Uhr, denn danach setzen die Gewichte auf dem Sandkasten im Dach auf und Viertel- oder Stunden-Gong setzen aus, kurz danach auch die Uhrzeit.
Jeweils eine Woche dauert der Dienst mit der Uhr. Ein kurzer abendlicher Spaziergang, verbunden mit fünf bis fünfzehn Minuten im Kämmerchen, alleine mit der Zeit und der ruhigen und besinnlichen Kirche. Aufziehen, bei Bedarf warten bis die Glocken geschlagen haben , Nachstellen der Uhr. Und dabei auch einige ruhige Minuten mit sich im Kirchle und zur Ruhe kommen.